Warum du keinesfalls Aufträge unter deinem Honorar annehmen solltest

Dieser Artikel wurde vor dem Rebranding im Juli 2023 veröffentlicht. Vor dieser Zeit handelte es sich bei dieser Website noch um einen reinen Blogger-Ratgeber. Mehr dazu hier.

Ich hab dir schon einmal sehr ausführlich erklärt, warum du nicht gratis mit Unternehmen kooperieren sollst – oder mit anderen Worten, warum du dich nicht mit kostenlosen Produkten zufrieden geben darfst. Der Gegenwert stellt nämlich deine Einnahme dar – und wer zahlt schon gerne Steuern für ein Produkt um 20 €, wenn du drei Stunden am Artikel gesessen hast und dein Stundenlohn 75 € betragen würde?

Heute gehe ich aber nochmal einen Schritt weiter und gehe mit dir durch, warum du auch keine Aufträge annehmen darfst, die unter deinem Honorar liegen.

Der Alptraum jedes Selbständigen: Auftragsflaute

Hast du grade nix zu tun, juckt es dich natürlich in den Fingern, dass du einen Auftrag annimmst, der unter deinen üblichen – ich nehm jetzt eine Beispielsumme – 150 € liegt. Immerhin ist das auch Geld und wenn du eine Auftragsflaute hast, klopft das bitterböse Finanzloch an deine Tür und treibt dir den Schweiß an die Stirn.

Nun muss ich dir an dieser Stelle natürlich nicht erklären, dass es nicht zuletzt für solche Fälle wichtig ist, dass du dir einen kleinen Polster anlegst und deine Preise ein Finanzpolster auch direkt einkalkuliert haben. Als Selbständiger bekommst du weder Urlaubs-, noch Weihnachtsgeld. Damit du nicht um sämtliche Ausgaben ringen und jeden Cent dreimal umdrehen musst, sollte dein Stundensatz also auch eine unternehmerische Weiterentwicklung ermöglichen.

Mit anderen Worten: Rechne 5 bis 10 % auf deinen mindestens nötigen Stundensatz drauf, halte dich an eine jährliche Inflation, denn deine Dienstleistung gewinnt mit deiner Erfahrung an Wert und schon bist du im Rennen.

Noch immer keine Ahnung, wie hoch dein Preis sein sollte? Dann lies dir mal diesen Artikel durch.

Jetzt komme aber ich daher und sage dir: Lass die Finger davon und ignorier den Auftrag, wenn er nicht deinem üblichen Honorar entspricht!

Da magst du jetzt Schnappatmung kriegen. Warum sollte man darauf verzichten, Geld zu verdienen, wenn man welches braucht?!

Als Selbständiger musst du hart im Nehmen sein

Dieses Szenario trennt den Weizen von der Spreu. Wer es absolut nicht erträgt, auch mal ein Risiko einzugehen, ist nicht dafür geeignet, selbständigt zu sein. Klingt hart, ist aber nunmal so. Für dich wäre der Angestelltenjob das Richtige, in dem du jeden Monat dein fixes Gehalt aufs Konto bekommst.

Ein Selbständiger hat jeden Tag mit Risiko zu tun.

  • Wir wissen nicht, wann der nächste Auftrag reinkommt.
  • Wir sind selbst dafür verantwortlich, einen Kunden zu verabschieden, wenn er uns zu viel Zeit oder Energie raubt – selbst dann, wenn der Auftrag eigentlich langfristig laufen könnte.
  • Außerdem sind wir stets mit hohen Rechnungsbeträgen konfrontiert; bei Rechnungen, die wir an andere stellen genauso wie bei jenen, die bei uns reinflattern.

Es heißt also Nerven bewahren. Und zwar jeden Tag aufs Neue.

Und vor allem Risikominimierung auf eigener Seite. Das klappt über mehrere Einnahmequellen, über die ausschließliche Kooperation per Vorauskasse und all den weiteren Dingen, die deiner individuellen Situation entsprechen.

Code Red: Was wäre, wenn…?

Stell dir mal vor, du nimmst nun diesen Auftrag für 80 € an, obwohl du 150 € berechnest. Du sitzt zwei ganze Tage dran, weil du Fotos erstellen, einen Text erstellen und dann noch mit dem Kunden Rücksprache halten musst. Und dann bezahlt der Kunde die Rechnung nicht einmal pünktlich.

In der Zwischenzeit hat es in den Auftragsgruppen, denen du auf Facebook beigetreten bist, vier Aufträge gegeben, die sogar 200 € bezahlt hätten. Aber die sind natürlich schon alle vergeben.

Du hättest außerdem eine supergeile Idee gehabt, worüber du schreiben könntest und der Artikel wäre zum Evergreen geworden und hätte dir jeden Monat tausende von Lesern gebracht, die nun rund 50 Mal pro Monat auf deinen Amazon Affiliate Link klicken und dir so mindestens 50 € regelmäßig, jeden Monat aufs Neue einbringen.

Alles nur, weil du die Nerven weggeworfen hast und einen Auftrag angenommen hast, der knapp die Hälfte von deinem eigentlichen Honorar eingebracht hat. Für die du übrigens nun sechs Monate lang ein Mahnverfahren verfolgst, aber gut, dass du als Selbständiger eine Rechtsschutzversicherung hast, die auch das Inkasso inbegriffen hast. Die dich im Monat über 100 € kostet.

Dafür lohnt es sich natürlich, Aufträge um 80 € anzunehmen.

Und schon bin ich in deinen Augen gar nicht mehr so übergeschnappt, weil ich dir davon abrate, diese Aufträge von Horrorkunden völlig zu ignorieren.

Leerlauf kann viel effektiver genutzt werden

Wenn du gerade das Gefühl hast, dass einfach nichts los ist, hast du zwei Möglichkeiten:

  1. Du gönnst dir mal ne Pause und lädst deine Batterien auf.
  2. Oder du entwickelst etwas ganz Neues für dein Business.

Lass dir neue Ideen einfallen. Sei es eine neue Artikelserie, oder ein neues ebook, das deine Leser im Anschluss kaufen können. Natürlich solltest du das darauf auslegen, dass dir das später einmal Geld einbringt. Beim ebook ist das klar. Bei der neuen Artikelserie kannst du dich ja auf einen Bereich konzentrieren, der sich gut mit Affiliate Links kombinieren lässt. Und da baust du direkt mal ein SEO Silo auf.

Als Blogger hast du ohnehin in erster Linie mit Arbeiten zu tun, die dir in dem Moment noch gar kein Geld einbringen. Fast alle deine Beiträge sind dazu da, um entweder dein Honorar oder deine Werbeeinnahmen zu erhöhen. Oder natürlich auch beides. Mehr Besucher bedeuten schließlich mehr Werbeeinblendungen. Gleichzeitig steigern sie den Wert gegenüber dem Unternehmen, das auf deiner Seite Werbung platzieren möchte.

So gesehen ignorierst du einen Auftrag für 80 € und erreichst genau dadurch in rund einem Jahr den fünffachen Wert für einen Artikelplatz auf deiner Seite.

Manchmal muss man als Selbständiger eben in den sauren Apfel beißen. Aber du siehst, dass es sich bezahlt macht, wenn du es richtig angehst!

Wie du mit solchen Angeboten richtig umgehst

Nicht immer ist es ein Auftrag, der dir ins Auge springt und diese Summe anbietet. Den kannst du ja einfach ignorieren und weiterscrollen. Manchmal bekommst du auch ein Gegenangebot, wenn du einen Kostenvoranschlag ausgestellt hast.

Du hast nun ein paar Möglichkeiten, wie du damit umgehst.

1. Schreib einfach keine Antwort mehr

Mag zwar unhöflich sein, aber ist es denn höflich, wenn man dir einfach ein anderes Preisangebot macht? Du gehst immerhin auch nicht einkaufen und schlägst an der Kasse dann vor, nur 70 € statt den 120 € zu zahlen, die dein Einkauf eigentlich ausmachen würde. Dann leg einfach günstigere Sachen in den Warenkorb, wenn du nicht mehr zur Verfügung hast. Und das gilt auch für den betreffenden Kunden: Dann soll er sein Werbebudget anders aufteilen, ist nicht dein Problem.

Du solltest deine Zeit gar nicht weiter verschwenden, denn der Auftrag ist sowieso damit ins Wasser gefallen, dass man dir dein Honorar nicht bezahlen will.

2. Schick einen vorgeschriebenen Textbaustein zurück

Wenn du unbedingt eine Antwort zurückschicken willst, dann kannst du natürlich einmal einen Textbaustein vorschreiben und den dann immer wieder verwenden. Wenn du ihn nun noch als Signatur in deinem Mailprogramm speicherst, geht das ohnehin ganz fix.

Das kann sowas sein, wie…

Vielen Dank für das Preisangebot, Sie kennen jedoch mein Honorar. Ich stehe gerne zur Verfügung, wenn Sie den Artikelplatz wie von mir vorgeschlagen buchen möchten.

Und wenn sich der Kunde dann meldet und es zu deinem Honorar buchen will, verrechnest du direkt mal per Vorauskasse, aus Gründen.

Da musst du dann gar nicht groß rechtfertigen oder um den heißen Brei herumreden. Schreib einfach etwas, wie…

Super, das freut mich! Dann bräuchte ich bitte noch eine Rechnungsadresse, damit ich diese ausstellen kann. Sobald das Geld bei mir eingegangen ist, kann es direkt losgehen.

Wer es ernst meint, springt an dieser Stelle nicht mehr ab. Wem die Vorauskasse zu heiß ist, der hat ohnehin nicht vorgehabt, zu bezahlen. Und auf diese Mail musst du nun wirklich nicht mehr ignorieren, die hat es viel schöner in deinem Papierkorb.

Du hast solche Aufträge nicht nötig

Im Ernst. Selbst, wenn du gerade Geldsorgen hast, besteht absolut keine Notwendigkeit, solche Aufträge anzunehmen. Und ich kann mich an der Stelle nur wiederholen: Genau für solche Zeiten brauchst du einen finanziellen Polster!

Leg dir Geld für sechs Monate zur Seite, dann verlierst du auch nicht die Nerven, wenn es dann mal ein paar Wochen schlecht rennt.