Wie viel Geld muss ich verdienen, um hauptberuflich Blogger sein zu können?

Dieser Artikel wurde vor dem Rebranding im Juli 2023 veröffentlicht. Vor dieser Zeit handelte es sich bei dieser Website noch um einen reinen Blogger-Ratgeber. Mehr dazu hier.

Wir haben nun ja jetzt schon gemeinsam so einige Themen rund ums Geld verdienen als Blogger besprochen. Zum Beispiel, wie viel ein Blogger überhaupt verdienen kann und welche Möglichkeiten du hast, um mit deinem Blog Geld einzunehmen.

Heute wird es wieder Zeit für ein Finanzthema, das auf diesen Artikeln aufbaut. Nämlich, wie viel du überhaupt verdienen musst, um vom Bloggen leben zu können.

Blogger-Hauptberuflich

Eine ganz wichtige Sache vorweg: Du wirst hier keine genauen Zahlen lesen, da es immer auf den Einzelfall ankommt! Aber ich zeige dir, wie du ausrechnest, was du einnehmen musst.

Zuerst musst du deinen Grundbedarf ermitteln

Hierbei spielt es absolut keine Rolle, was genau du davon abschreiben kannst. Denn du musst zunächst einmal bezahlen können, was monatlich an Fixkosten auf dich zukommt.

Beispiele:

  • Miete/Haus
  • Versicherungen
  • Tanken/KFZ
  • Kontogebühren
  • Webspacekosten
  • Domaingebühr
  • Telefonrechnung
  • Internetanschluss
  • Einkauf
  • Freizeitausgaben
  • Kreditabzahlung
  • Alimente
  • Unterhalt

Du solltest natürlich immer etwas Spielraum lassen, denn deine Waschmaschine oder auch ein anderes Gerät könnte kaputtgehen und dann brauchst du Rücklagen.

Bei solchen Dingen wie einem Webspace, der oftmals einmal im Jahr zu bezahlen ist, darfst du nicht den Fehler machen und sie aus deiner Rechnung rausstreichen. Du brauchst eine genaue Summe an Fixkosten, die jeden Monat auf dich zukommen werden.

Bezahlst du gewisse Dinge nur einmal im Jahr, musst du dies auf zwölf Monate runterrechnen. Andernfalls machst du den Fehler, dass du darauf vergisst – und du darfst keinesfalls mit glücklichen Zufällen wie einem Großauftrag rechnen!

Schreib dir einfach alles in Ruhe auf und dann rechnest du eine Summe aus.

Diese rundest du nun großzügig auf. Bekommst du zum Beispiel raus, dass du monatlich 1.730 € an Fixkosten hast, rechnest du im Folgenden mit 2.000 € weiter. Denn es ist immer besser, einen guten Spielraum zu haben. Du darfst schließlich nicht vergessen, dass du als Selbständiger kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld mehr bekommst!

Unterscheide zwischen Einnahmen und Gewinn

Das sollte schon zum 1×1 des Selbständigen gehören, aber sicherheitshalber gehen wir das trotzden nochmal kurz durch.

Als Selbständiger hast du zwei verschiedene Positionen in deiner Buchhaltung, die sich mit positiven Zahlen beschäftigt: Einnahmen und Gewinn.

  • Einnahmen sind alle Zahlungseingänge. Diese Zahl wird daher brutto betrachtet. Bist du von einer Kleinunternehmerregelung betroffen, gilt für dich brutto = netto.
  • Der Gewinn hingegen ist das, was am Ende übrigbleibt, wenn du von den Einnahmen alle deine Betriebsausgaben wegrechnest und eine positive Zahl bleibt. Andernfalls spricht man von einem Verlust.
Weitere Begriffe für Einnahmen sind: Umsatz, Betriebseinnahmen
Weitere Begriffe für Einnahmen sind: Ertrag, Einkünfte, Einkommen

Damit du weiter ausrechnen kannst, ob du bereits soweit bist, hauptberuflich zum Blogger zu werden, musst du auch diese Zahl herausfinden. Du brauchst vor allem deinen Gewinn der letzten mindestens sechs Monate.

Nebenberufliche Blogger profitieren von einigen Sozialleistungen aus ihrem Hauptjob

In Österreich ist es so, dass man bei einem Nebenjob nur die Unfallversicherung als Pflichtversicherung von der SVS hat. Kranken- und Pensionsversichert ist man durch den Hauptberuf. Damit wachsen dann die Beträge, die man an die Sozialversicherung bezahlen muss, von monatlich rund 30 € auf stolze Beträge im vierstelligen Bereich. Sobald dann die erste Nachberechnung erfolgt (nach drei Jahren endet die fiktive Berechnung, der ein Selbständiger zunächst unterliegt), brechen sich viele Selbständige in der Regel finanziell gesehen das Genick.

Generell ist es so, dass man in Österreich anteilig an seinem Umsatz diese Zahlungen zu leisten hat. Steuern hingegen werden am Gewinn bemessen.

Nun kommen folgende Punkte hinzu, die du in deiner Rechnung bedenken musst:

  • Im laufenden Jahr gibst du die Steuererklärung für das vorergehende Jahr ab.
  • Sobald du erstmals einen Gewinn verzeichnest, der über die steuerfreien 11.000 € geht, musst du nicht nur die Steuern für das vorangegangene Jahr auf einen Schlag bezahlen, sondern bekommst künftig auch quartalsweise Vorschreibungen für das laufende Jahr. Haben wir nun Mitte des Jahres, werden zusätzlich zwei Quartale an Steuerzahlungen direkt fällig. Das kann dann auch schonmal in den hohen vierstelligen Bereich gehen. Und du wirst deine hauptberufliche Selbständigkeit sicher nicht mit einer Ratenzahlung beim Finanzamt beginnen wollen!
  • Anhand deiner Steuererklärung rechnet die SVS aus, wie hoch die Nachberechnung ist. Dies erfolgt zum Jahresende, das Schreiben bekommst du mit der ersten Quartalsrechnung in einem neuen Jahr und damit stets im Februar. 2021 erhältst du also die Nachberechnung für 2019 und so weiter. Diese liegt ebenfalls in der Regel im hohen vierstelligen Bereich und wird auf vier Quartale aufgeteilt.

Sagen wir, dein Beitrag an die Sozialversicherung beträgt 1.800 € im Quartal, während deine Steuerzahlungen im Quartal 900 € betragen. Das kann abhängig von deinem Umsatz und Gewinn natürlich auch sehr viel höher ausfallen.

1.800 € Sozialversicherung + 900 € Steuern = 2.700 € pro Quartal
Ergibt 10.800 € im Jahr. Damit also 900 € pro Monat.

Diese Summe rechnest du nun zu deinen Fixkosten dazu.

Erwirtschafte deinen gewünschten Gewinn zweimal und du bist auf der sicheren Seite, denn deine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge werden zusammen in etwa so hoch sein, wie der Gewinn, der dir am Jahresende bleibt.

Hast du zusätzlich noch Materialausgaben für deine Arbeit, sollten diese unbedingt in deine Preisgestaltung einfließen. Wie du das wiederum ausrechnest, habe ich hier für dich zusammengefasst.

Ein wichtiger Fun Fact am Rande: Während du Sozialversicherungsbeiträge in deiner Buchhaltung als eigenen Posten (Versicherungen) abschreiben kannst, wirken sich Steuerzahlungen nicht gewinnmindernd aus.

Du brauchst ein gutes Zeitmanagement, um den großen Sprung zu schaffen

Angenommen, du hast bisher viermal im Monat einen bezahlten Blogbeitrag verfasst, für den du jeweils 150 € kassiert hast. Dazu kommt dein Lohn aus deinem Angestelltenjob, dafür nehmen wir nun einfach mal fiktiv 1.900 € pro Monat.

Hattest du nun durch diese zusätzlichen 600 € jeden Monat bereits einmal einen Gewinn verzeichnet, ist dir das Finanzamt sowieso drübergefahren. Sobald es ein regelmäßiges Einkommen aus zwei verschiedenen Quellen gibt, treffen bereits die betrieblichen Steuersätze auf dich zu und es kommt unter Umständen zu einer Doppelbesteuerung von deinem Lohn. Kommst du nun über die Grenze der 11.000 €, wird der Betrag versteuert. Und bei einem solchen Lohn kommst du locker über diesen Betrag.

Bei den 1.900 €, die du in deinem Hauptjob jeden Monat ausbezahlt bekommst, handelt es sich nämlich bereits um einen Nettobetrag. Zur besseren Veranschaulichung hier wieder ein Rechenbeispiel:

1.900 x 12 = 22.800 € + Weihnachts- und Urlaubsgeld ca. 3.900 €
= 26.700 €

Du hast aber bei deinem Blog Betriebsausgaben, die du geltend machen kannst. In meinem Beispiel haben wir folgende Ausgaben:

  • 50 € kostet das Internet, du lebst mit deinem Partner zusammen = ein Viertel davon darfst du abschreiben (du teilst das Internet mit deinem Partner und nutzt es halb privat, halb beruflich)
  • 30 € kostet dein Telefon jeden Monat, das du ausschließlich beruflich nutzt
  • du hast dir außerdem einen neuen Laptop für 1.800 € gekauft, dieser wird vier Jahre lang im Anlageverzeichnis geführt

Anteilig kannst du natürlich noch mehr abschreiben, aber für mein Beispiel reicht das erstmal. Lies dir zu dem Thema aber gern auch meine Tipps zum legalen Steuern senken durch!

50 € / 4 = 12,50 € jeden Monat für Internet
30 € jeden Monat für Telefon
= 42,50 € x 12 = 510 €
+ 450 € einmal im Jahr für den Laptop
= 960 € Betriebsausgaben

Nun betragen deine Einnahmen durch die monatlichen 600 € allerdings 7.200 €. Abzüglich der Ausgaben bleiben dir am Ende 6.240 € übrig. Mit deinem Jahreslohn ergibt das 32.940 €.

In meinem Artikel über die österreichische Steuerreform im Jahr 2021 hast du bereits lesen können, wie hoch die Prozentsätze für die Besteuerung sind. Für uns sind in diesem Fall folgende Beträge relevant:

  • bis 11.000 € = 0 %
  • 11.001 bis 18.000 € = 20 %
  • 18.001 bis 31.000 € = 30 %
  • 31.001 bis 60.000 € = 40 %

Und da rechnen wir schon weiter:

bis 11.000 € = 0 % = 0,00 €
11.001 bis 18.000 € = 20 % = 1.399,80 €
18.001 bis 31.000 € = 30 % = 3.899,70 €
31.001 bis 32.940 € = 40 % = 375,60 €
= 5.675,10 €

Dir beginnen jetzt bestimmt direkt die Augen zu tränen, weil du bemerkst, dass du mehr als 50 % von deinem Gewinn, den du mit deinem Blog erwirtschaftet hast, für Steuern draufgehen. Ja, so geht es jedem Selbständigen, daran darfst du dich direkt gewöhnen. Du arbeitest nun mit ganz anderen Summen!

Nur, um es nochmal zu verdeutlichen: Von den 7.200 €, die du das Jahr über mit deinem Blog zu deinem Lohn dazugewonnen hast, bleiben dir nach Abzug der Steuern nur 1.524,90 €.

Deshalb ist es erstens so unglaublich wichtig, dass du nicht das ganze Geld auf den Kopf haust, das du mit deinem Blog einnimmst und zweitens auch so unglaublich wichtig, dass du dich nicht darauf ausruhst, mal eben 600 € im Monat dazuzuverdienen.

Das große Fazit zum Thema

Du brauchst ein gutes Zeitmanagement, jede Menge Aufträge und Einnahmequellen, damit du nicht nur von einem Zahlungsfluss abhängig bist.

Außerdem musst du es schaffen, mit deinem Blog jeden Monat mindestens deinen ausgerechneten Betrag (Ausgaben + Fixkosten + Steuern + Sozialversicherung) einzunehmen. Und erst, wenn dir das mindestens sechs Monate lang gelungen ist, kannst du deinen bisherigen Job schmeißen und hauptberuflich ins Business einsteigen. In jedem anderen Fall wirfst du dich mit Anlauf in den finanziellen Ruin.